BDSM ist bunt oder "Nur weil du denkst du seist ein Vogel, kannst du trotzdem nicht fliegen"

 Immer wieder lese ich in Foren davon, dass jemand fragt "Bin ich eine Sub?"
Meistens wird dann noch dazu geschrieben, warum man bisher dachte, das man eine ist.

Da tauchen dann solche Perlen auf wie "ich mag es, wenn er beim Sex mich mal härter anfässt" oder "Beim Sex ein Klaps auf den Hintern finde ich total geil".
Oft wird es dann begleitet durch Aussagen, in denen man der Welt mitteilt, dass jemand zu der Person gesagt hat, sie sei keine Sub.

Die Antworten sind schon fast vorhersagbar:
"Natürlich bist du sub. Lass dir nichts anderes einreden"
"Wenn du der Meinung bist, dass du eine Sub bist, dann bist du es auch."
Oder, auch das taucht immer wieder und wieder auf:
"BDSM ist bunt. Du darfst sein was du willst. Lass dir nichts anderes einreden"

Nicht nur auf subs trifft es zu. Sondern auch auf Doms. Wobei ich von denen weniger solche Fragen lese.

Ja, wir können alles sein, was wir wollen. Und wenn wir eine sub sein wollen, die gaaanz viele Regeln für den Dom hat und die deswegen eine sub ist, weil sie shades of grey gelesen hat und das alles ganz spannend und hip findet, mal beim Sex welche auf den Arsch zu bekommen oder keinen Bock darauf hat, beim Sex die Initiative zu ergreifen... dann darf sie selbstverständlich eine sub sein. Ist ja kein geschützter Begriff. Und man gehört dazu und kann sich selbst einen Stempel aufdrücken. Eine Schublade, auf die man gerade Bock hat. Und he... BDSM ist ja sowieso total hipp und angesagt. Und da will man schließlich nicht außen vorstehen, sondern seinen Freunden erzählen können, wie geil das ist, wenn man mal Plüschhandschellen beim Sex benutzt oder wie toll doch der Sex ist, wenn der Kerl sagt, was man beim Sex tun soll. Da ist man dann so richtig und echt sub.
Und das man danach, sobald es vorbei ist, auf absoluter Augenhöhe wieder ist. Und man auch das sagen zu Hause hat und gemacht wird, was man will. Weil. Augenhöhe muss schon sein. Am besten noch, während man die Plüschhandschellen trägt.


Tja, wir leben in einer Zeit, in der wohl jeder sein kann, was er sein will. "Ich will eine Frau sein..." - Kein Problem, zieh dir ein Kleid an, und jeder muss dich wie eine Frau behandeln. (okay, es muss noch nicht mal ein Kleid sein. Es reicht, es sein zu wollen. Da kann man dann auch gerne seinen Vollbart behalten und alles andere. Weil es ist ja der Wunsch und niemand hat ihm da reinzureden).

Genau so ist es halt auch mit Sub oder Dom....
"Ich will sub/dom sein, aber da gibt es jemand der meint ich bin es nicht"
Immer wieder die gleichen Antworten: "BDSM ist bunt."  "Klar bist du es. Lass dir nichts einreden."

Aber sind sie es wirklich? Tut man ihnen damit einen Gefallen, sie in den Gedanken zu unterstützen? Nur weil es heutzutage in Mode ist, jeden darin zu bestätigen sein zu können, was man sein will?

Ich weiß nicht, wieviele Menschen schon von sich gedacht haben, sie seien ein Vogel und könnten fliegen (okay, oftmals nach dem Genuss gewisser Substanzen).... wie sie dann aber nach den ersten Flugversuchen aus großen Höhen feststellen mussten, konnten sie doch nicht fliegen und waren keine Vögel. Ein sehr schmerzhaftes Erwachen.

Wäre es nicht besser, diesen Menschen dann zu sagen "Also, nur weil du shades of grey gelesen hast, oder du es beim Sex härter magst, bist du noch lange nicht sub/dom. Sub/Dom sein ist eine innere Einstellung/Haltung und endet nicht an der Schlafzimmertür. Vielleicht wirst du es irgendwann mal. Schön. Viel Erfolg damit. Und wenn du es nicht wirst, oder nicht bist, ist es auch nicht schlimm. Dann hast du halt trotzdem guten Sex. Alles gut und viel Spaß dabei."


Ja, BDSM ist bunt. Ein bunter Blumenstrauß mit vielen unterschiedlichen Farben. Aber nur weil ich eine Farbe habe, muss ich noch lange keine Blume sein und zu dem Blumenstrauß passen.


Herzlichst,
Onkel Wabi

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