Keine Augenhöhe, warum ist es so schlimm?

 Ich bin ja ein Mensch, der gerne auf Profilen stöbert und sich auch die Kontaktanzeigen beiderlei Geschlechter durchliest. Manchmal ist es wie bei einem Unfall: Die Faszination des Grauens, die einen zwingt immer weiterzulesen. 

Dabei stelle ich immer wieder fest, wie sehr doch Augenhöhe gewünscht wird, und das diese dann im Schlafzimmer abgegeben wird. Aber davor und danach wird immer wieder die Augenhöhe verlangt.
Das führt dann zu Stilblüten wie "softes TPE". Der Erfinder (ein Mann) des "soften TPE" meinte damit ein TPE, bei dem er ab und zu mal ihr sagt, was sie anzuziehen habe oder auch manchmal, wenn von ihr gewünscht, die Entscheidungen trifft. Aber ansonsten würde man auf Augenhöhe sein und kommunizieren.
Vielleicht habe ich ja was verpasst. Aber bisher dachte immer, das "T" in TPE steht für "Total" und nicht für "Teilweise". Was ist denn an total so falsch zu verstehen? 

Oder die Dame, die sich eine H/s (Herr/sklavin) Beziehung wünscht. Aber bitte auf Augenhöhe.
Wie bitte soll das gehen? Augenhöhe mit der sklavin? Wird dann diskutiert, bis eine der beiden beteiligten Personen die besseren Argumente hat oder bis man sich auf einen "im Konsens geschlossenen Kompromiss" geeinigt hat? Was ist bei einer Herr/sklavin Beziehung an dem Wort und der Bedeutung "sklavin" falsch zu verstehen?


 Der nachfolgende Satz ist auch so einer:
".... Im Alltag stehe ich fest im Leben,bin selbstbewusst und beruflich oft eingespannt. Ich brauche also keinen Versorger o.ä. da sich sub bei mir definitiv nur auf das Schlafzimmer bezieht....."

Da stelle ich mir dann immer die Frage, was diese Menschen denn unter BDSM verstehen. Oder noch konkreter, was diese Menschen für Vorstellungen von einer Sub haben, die nicht auf Augenhöhe lebt.
Wird da gedacht, dass seien alles kleine Dummchen, die nichts alleine im Leben schaffen und nur ein williges Sprachrohr des Herrn sind, das alles nachplappert? Ohne den Verstand einzuschalten? 

Meine Erfahrungen sind da ganz andere. Die, die ich bisher kennenlernen und manchmal sogar auch besitzen durfte, waren Frauen, die sehr fest im Leben gestanden haben. Denen man kein X für ein U vormachen konnte. Die wussten, was sie wollten und was sie nicht wollten. Sie waren nicht nur selbstbewusst im Alltag, sondern oftmals auch beruflich sehr erfolgreich. Und einen Versorger haben diese Frauen definitiv nicht gesucht. Das konnten sie auch ganz gut selbst ohne einen Herrn.

Klar, es gibt diese Frauen. Und es gibt auch die entsprechenden Tops. Aber die überwiegende Mehrheit, die ich kennenlernen durfte, sind das genaue Gegenteil.
Es wird miteinander geredet. Und das, meiner Erfahrung nach, mehr als in Beziehungen die auf Augenhöhe basieren. Auf Augenhöhe versucht jeder seine Argumente so darzustellen, das er als "Sieger" aus Diskussionen herauskommt.

Ganz anders in D/s Beziehungen, wie ich sie kenne. Dort wird geredet und nicht zerredet. Es wird auf die Argumente des Gegenüber eingegangen. Sich intensiv damit befasst und abgewogen. Und dann wird ein Entschluss gefasst. Einer, der dann vom Herrn kommt und von beiden getragen wird. Ohne wenn und aber.
Und auch der Weg dahin unterscheidet sich oftmals. Es wird in einem ruhigen und sachlichen Ton miteinander geredet. Ohne das jemand laut wird oder es in Streits eskaliert.
Gerade ihre Gedanken und Bedenken werden sehr genau wahrgenommen und berücksichtigt. Und nicht selten werden dann Entscheidungen getroffen, die mehr zu ihren Gunsten ausfallen. Ihre Meinung hat Gewicht. Nicht nur als Floskel, sondern es wird gelebt.

Woher dann nur die Angst, vor Abgabe der Augenhöhe?
Als wäre man dann nur ein willenloses Objekt.

Nein, das seid ihr im Regelfall dann nicht (Regelfall, weil es auch immer Ausnahmen gibt).
Im Gegenteil. Ihr werdet eine Wertschätzung erfahren, die ihr so vorher noch nie kanntet. Beim Richtigen. Und diese Wahl des Richtigen, der obliegt euch. Das kann euch keiner abnehmen.

 

Herzlichst

Onkel Wabi

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