Die Toleranz der Toleranten

 Heute möchte ich mich der Toleranz widmen. Oder besser gesagt, der Toleranz derjenigen, die immer wieder vorgeben, wie tolerant sie doch seien.

Ein Beispiel dafür sprang mich neulich förmlich an. Ein Mann schrieb in einem Forum sinngemäß, dass er auf Sperma steht und davon nicht genug bekommen kann und sich dieses dann auch in der Schwulensauna holt.
So weit so gut. Er hat seine Neigung, seinen Fetisch. Solange er diesen nicht an mir ausleben will, soll es mir recht sein. Er ist in einem Alter, in dem es ihm in der Schwulenszene nicht mehr so leicht fallen dürfte, jemanden für seinen Sexualtrieb zu finden.

Wie ich aus Schilderungen von Bekannten, die homosexuell sind, mitbekommen habe, geht es in diesen Schwulensaunen teilweise so hoch her (incl. Darkrooms), dass dagegen eine Gangbang-Party im Swingerclub wie Keuschhaltung wirkt.

Nun sollte man also denken, lass dem "alten Mann" doch seinen Fetisch. Soll er ihn ausleben. Schadet ja keinem. Insbesondere aus der Ecke, die immer so sehr nach Toleranz für "ihr BDSM" schreit.
Und was passiert? Unmengen an dislikes. Er wird angegangen, wie er sowas schreiben kann. Und das auch noch in Zeiten von Aids. Er sei unverantvortlich.

Da schwillt mir ja der Kamm. Im Zeitalter von Aids? Ich bitte euch... in dem Zeitalter leben wir mittlerweile seit fast 40 Jahren. Dabei wurde das Zeitalter von Aids doch schon lange durch andere Zeitalter abgelöst. Aktuell durch das Corona-Zeitalter. Und auch entsprechende Schutzmaßnahmen vor Aids sollten sich schon lange rumgesprochen haben.
Ist es unverantwortlich? Wenn, dann nur sich selbst gegenüber. Und wer bin ich, dass ich es wagen könnte, einem anderen Menschen vorzuschreiben, nicht mehr Dinge zu machen, die einen selbst gefährden. Dann müsste ich jeder sub vorschreiben, mit BDSM aufzuhören. Denn eine Session kann sie halt auch gefährden.

Ist diese Aussage unverantwortlich, weil sie andere dazu animieren könnte ebenso zu handeln?
Klar könnte sie das. Aber unverantwortlich? Das wäre sie nur, wenn diese anderen keine andere Wahl hätten. Jeder, wirklich jeder, kann sich in diesen Zeiten im Internet schlau machen, ob es gesund ist, das Sperma eines völlig Fremden in sich aufzusaugen oder nicht. Eigenverantwortung und selbstständiges Denken ist hier das Zauberwort. Oder wollen wir den Menschen das Denken abnehmen?

Ein weiteres Beispiel:
Die gleichen Personen, die ihr BDSM auf das Schlafzimmer beschränken und immer wieder betonen, dass man das zu respektieren hat und sie ja keinem Weh tun, sind die ersten die anfangen zu schreien, wie unverantwortlich es ist, wenn sich BDSM auch außerhalb des Schlafzimmers abspielt. Wie verantwortungslos es ist, in das Leben von Sub einzugreifen.
Das es von Sub aber auch so gewollt ist... scheißegal. Es wird nicht toleriert, sondern dagegen geschrieben und geredet. Aber gleichzeitig wird dann gesagt, wie schade es ist, dass nicht von diesen Menschen mehr über die Art und Weise wie sie BDSM leben, geschrieben wird. Man ist doch so neugierig und das klingt alles so interessant.

Sagt mal, liebe Toleranten... Hupt's bei Euch? Seid ihr noch ganz frisch und habt ihr noch alle Kerzen auf der Torte? Danach, ob sie leuchten, frage ich lieber erst gar nicht.
Für wie bescheuert haltet ihr einen? Das wir schreiben und euch Einblick gewähren, um dann dafür auch noch angegangen zu werden?
Ihr seid nichts weiter als "Sensationstouristen", die sich gerne etwas anschauen und fasziniert sind, aber sich dann umdrehen und den moralischen Zeigefinger heben und mit diesem auf einen Zeigen.
Holt euch erstmal selbst den Balken aus eurem Auge, bevor ihr den Holzspan aus unserem Auge entfernen wollt. 

Nein, ihr seid nicht tolerant. Ihr könnt es noch so drehen und wenden wie ihr wollt.
Toleranz bedeutet nicht, dass zu tolerieren, was man selber mag, Es bedeutet das zu akzeptieren und zu respektieren, was andere mögen auch wenn es euch nicht gefällt. Ihr müsst es deshalb aber nicht mögen oder selbst machen. Keiner zwingt euch dazu.

Ich selbst mag es auch nicht, mir meinen Arsch vergolden zu lassen und würde es nie zulassen. Aber wenn jemand darauf steht... meine Güte... dann soll er es doch machen. Oder das Sperma in der Schwulensauna literweise saufen. Wenn es ihn glücklich macht und keiner dabei zu schaden kommt... was juckt es mich?

Ich habe auch keinen Bock drauf, mich permanent für mein BDSM zu rechtfertigen. Und BDSM, dass nur im Schlafzimmer stattfindet halte ich persönlich auch für total bescheuert, weil es einem nie ermöglicht in die Tiefen einzutauchen. Das Nichtsexuelle. Aber wenn es jemand nur sexuell sieht und so will... bitte schön. Von mir aus. Solange er nicht will, dass ich es auch so handhabe. Oder mich zwingt Plüschhandschellen zu benutzen. Bitte, lebt es so. Es ist mir egal. Aber akzeptiert und respektiert, dass es auch noch andere Arten gibt, nicht nur eure.
Denn ansonsten muss gelten: Liebe Toleranten, verschont mich mit eurer nach außen getragenen Toleranz, solange sie nicht nach innen gelebt wird.


Herzlichst

Onkel Wabi

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