Alle Anfänge sind schwer. Oder wie Wabi zum Wabi wurde.

 Jeder fängt mal klein an. So auch ich. Über meine Anfänge, und wie sie für mich waren, möchte ich gerne heute mal schreiben.

Wir versetzen uns einfach mal in das Jahr 1994 zurück. Es gab noch kein Internet.
Pornos standen in der Videothek in der Schmuddelecke und über BDSM gab es wenn, dann nur etwas im medizinischen Bereich in den Bibliotheken zu finden. 

Da ich zu der Zeit nicht in Sex-Shops ging, das war mir einfach zu peinlich, konnte ich auch nichts über meine Neigung erfahren. Außer, dass es eine Krankheit ist. Oder krankhaft (BDSM galt bis vor einigen Jahren noch auf der Liste der WHO als Krankheit).

Ich wusste, meine Gefühle, mein Verlangen, waren nicht normal.
Ich, ein Mensch, der für die Rechte anderer eintrat, hatte das Verlangen anderen die Rechte zu nehmen.
Ich, ein Mensch, der für die Freiheit eintrat, hatte das Verlangen anderen die Freiheiten zu nehmen.
Ich, ein Mensch, der Gewalt verabscheute, hatte das Bedürfnis anderen Gewalt anzutun. Sie zu schlagen. Zu meinem "Vergnügen".

Ich habe alles versucht es zu verleugnen. Mir selbst immer wieder gesagt, dass so etwas krank ist. Mir "Stino-Pornos" ausgeliehen und angeschaut. Aber dabei immer zusätzliche BDSM Phantasien gehabt.
Es hat nichts genutzt. Ich wurde es nicht los. Wie sollte es das auch? Immerhin trug ich diese Gefühle seit meiner frühen Jugend in mir.
Dementsprechend hatte es auch bis dahin nie mit einer Beziehung geklappt. Da ich innerlich nicht frei war. Gefangen in dem, was man mir beibrachte. 

Dann kam der Spätsommer (oder war es Herbst?) 1994.
Ich war zu Hause auf Kneipentour und lernte in einer Kneipe eine Frau kennen. Anfang, Mitte 30 (also älter als ich).
Wir hatten ein tolles Gespräch und wie es manchmal so ist... auf einmal waren wir bei ihr.
Wir hatten lange und ausdauernden Sex und ich weiß nicht warum, aber ich konnte mich das erste Mal dabei "fallen lassen". Ihn so gestalten, wie ich es wollte. Wahrscheinlich lag es an den Signalen meiner Gegenüber.

Am nächsten Morgen meinte sie dann nur zu mir, dass es sehr schön für sie war, das man aber merken konnte, dass ich noch sehr unerfahren sei.
Ein junger Mann voller Testosteron, dem man nach dem Sex sagt, dass er noch sehr unerfahren sei... okay... ihr könnt euch sicherlich denken, wie ich mich gefühlt habe und wie empört ich war. Wie ich die Dame darauf hingewiesen habe, dass ich sehr wohl Erfahrung beim Sex habe und überhaupt hätte ich nicht das Gefühl gehabt, dass sie daran keinen Spaß gehabt hätte.

Tja, und da hörte ich zum ersten Mal etwas von S/M und Dom und sub und so... denn sie meinte nicht den Sex, sondern BDSM. Ich muss wahrscheinlich riesengroße Augen bekommen haben und vieles habe ich nicht verstanden. Einiges habe ich erst eine ganze Zeit später verstanden.
Aber sie öffnete mir die Augen. Auf einmal war ich gar nicht mehr krank, sondern es gab auch noch einen Namen dafür. "S/M'er".
Gewalt hatte nichts mit dem zu tun, was mir gefiel. Ich erzählte ihr, was in mir vorging. Wie ich mich fühlte, was die Widersprüche in mir waren und sie lüftete sie.

Später erzählte sie mir dann, dass sie in unserem Gespräch schon gemerkt hatte, wie ich ticke. Und sie es darauf angelegt hatte, mich mit zu ihr zu bekommen.

Sie wurde meine erste Sub und sie öffnete mir die Türen. Sie zeigte mir die Welt. Ja, sie "manipulierte" mich wohl auch. Indem sie mich immer wieder durch bestimmte Handlungen dazu brachte, Dinge zu tun, vor denen ich mich anfangs noch scheute. Aber es war richtig. Sie kitzelte es dadurch alles aus mir raus.
Durch sie bekam ich auch Zugang zu der "Szene". Diese war damals noch sehr klein. Jeder kannte jeden und man passte untereinander aufeinander auf.
Alleine durch diese Gespräche mit anderen Herrn habe ich viel gelernt. Habe mich weiterentwickeln können. Und durch diese Menschen wurde auch ein Teil meines BDSM geprägt. Dafür ein Danke!

Ja, alle Anfänge sind schwer. Aber dieser war auch wunderschön und befreiend.
Seitdem gehe ich einen Weg, meinen Weg, und bin zum Onkel Wabi geworden.
Und ich hoffe, dass ich diesen Weg noch sehr, sehr lange gehen kann.


Herzlichst

Onkel Wabi

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