O tempora, o mores oder: Das Pendel schlägt zurück

"O tempora, o mores"....  Mit diesen Worten soll der alte Cicero den Wandel der Zeiten und den Verfall der Sitten beklagt haben.
Wie oft habe ich als junger Mann mir diese Worte anhören müssen. Und wie oft habe ich dabei die Augen gerollt. Wie genervt war ich irgendwann, wenn ich es wiedermal zu oft gehört habe.

Es ist das Privileg der jungen Leute die Welt zu ändern. Sie nach ihren Vorstellungen zu verändern.
Damals und heute.
Ohne diese neuen Vorstellungen, Ideen und Gedanken würden wir nicht vorankommen. Es sind die Visionen junger Menschen, die unsere Welt geschaffen haben. So wie sie ist.
Darf ich mich daher beklagen oder beschweren, dass die Welt so ist, wie sie ist? Immerhin habe ich, hat meine Generation, dazu maßgeblich beigetragen. Wir haben uns unter anderem für die Gleichberechtigung eingesetzt. Dafür, dass alle Menschen gleich sind und alle Menschen gleich behandelt werden sollen.
Wir sind nach Brokdorf gefahren und haben gegen die Atomkraft demonstriert. Haben den sauren Regen angeprangert und uns für Umweltschutz eingesetzt. Wir haben die Generation, die jetzt alles verändert, so erzogen. So geschaffen, dass sie so ist, wie sie ist.
Und das das Pendel jetzt ziemlich weit ausschlägt, ist unter anderem auch das Produkt meiner Generation.

Also darf ich mich darüber beklagen oder beschweren? Nein, eigentlich nicht.

 Aber ich darf, wie meine Altvorderen, mir das Recht rausnehmen und auf Mißstände hinweisen. Darf auf diese zeigen, wenn das Pendel zu weit ausschlägt. Wenn ich die Gefahr sehe, dass der Bogen überspannt wird. Wie die Altvorderen es damals bei mir getan haben.
In der Hoffnung, dass es bei dem einen oder anderen zum Überdenken mancher Dinge führt und dazu, dass früher doch nicht alles schlechter war. Aber auch nicht besser.

Wie komme ich jetzt darauf, solche Worte zu schreiben? Es war mein Blog "Punk ist tot", der mich veranlasst hat weiter darüber nachzudenken. Und wie es oftmals so ist, wenn man über etwas nachdenkt, fallen einem dann mehr Dinge auf.
Sei es eine Kontaktanzeige (ich lese gerne Kontaktanzeigen, einfach so ohne besonderen Grund) in der "Dom" gleich am Anfang darüber referiert wie ausdauernd er vögeln kann und wie "bestückt" er ist und das dann mit genauen Maßen untermauert; oder aber seien es Beiträge in denen referiert wird, dass Sub ein Safeword zu nutzen habe und das mit ihr zu trainieren sei.
Gerne habe ich auch gelesen, wie lustig es doch ist, BDSM zu spielen und wie man gemeinsam lachen muss, wenn man sub "Befehle" gibt. Aber man ja aufhört, wenn einer der beiden keine Lust mehr hat und man dann wieder auf die vielbeschworene Augenhöhe zurückkommt.

Und hier maße ich mir an zu sagen, dass das Pendel zu weit ausschlägt. Dass die "Doms" und das BDSM immer "weichgespülter" wird.  Das sich die Doms immer mehr angleichen. Dem Konsens der Gesellschaft. Wir haben eine Generation die nachrückt, die kaum noch Verantwortung übernehmen will und für die alles nur noch etwas sexuelles ist.

Nein, werte "Doms", zu zeigen wie ausdauernd ihr vögeln könnt und wie bestückt ihr seid ist kein Qualitätsmerkmal. Und nein, es hat auch nichts mit BDSM zu tun, wenn ihr dann noch erwähnt, wie liebevoll ihr euch um sie kümmert, wenn sie die Pein brav ertragen hat, mit euch Sex gehabt zu haben, der etwas härter war. Lasst es euch sagen, diese "Pein" ist das, was sub will und es wäre für sie eine "Pein", wenn sie es so nicht bekommen würde.
Dom zu sein bedeutet nicht, dass ich einen großen Schwanz habe und lang und ausgiebig ficken kann. Es ist eine Zugabe für sub, aber es ist nicht das, was sie an erster Stelle interessiert. Da sind andere Dinge wichtiger. Wenn ihr der Meinung seid, dass das einen Dom ausmacht, dann geht bitte auf die einschlägigen Sexseiten und nicht auf BDSM-Seiten.

Nein, werte "Doms", wenn ich meine Sub trainiere ein Safeword zu nutzen, bedeutet das nicht, dass ich ein verantwortungsvoller Dom bin. Ein Safeword ist immer nur dann sinnvoll, wenn das gegenüber es auch benutzen kann. Es gibt aber auch Menschen, die tauchen so tief ein und sind gar nicht dazu in der Lage. Ein verantwortungsvoller Dom ist nämlich nicht der, der seine sub dann trainiert es zu sagen. Der ist einfach nur jemand, der keine Verantwortung übernehmen möchte.
Ein verantwortungsvoller Dom ist derjenige, der auf sein gegenüber achtet. Sich immer wieder in seine Sub versucht reinzuversetzen und schaut, dass es ihr gut geht. Der Verantwortung übernimmt und sich dieser stellt. Und nicht derjenige, der sich wegduckt bei den Dingen, die er nicht möchte aber alles andere mitnimmt.

Nein, werte "Doms", zu sagen "wir spielen jetzt mal ein bißchen BDSM und wenn einer von beiden keine Lust mehr hat hören wir auf" ist entgegen eurer Vorstellung eben doch kein BDSM, sondern ein nettes Rollenspiel und mehr nicht.
Eure Eltern haben früher Arzt (Krankenschwester) und Patient gespielt um ihr Sexleben aufzupimpen. Und ihr seid genauso wenig Dom, wie euer Papa bei diesen Spielen Arzt oder Patient war. Und da könnt ihr noch so mit den Plüschhandschellen wedeln oder mit der Gerte in der Hand "böse" gucken. Es macht euch nicht zum Dom. Entweder ihr seid es, dann seid ihr es immer oder ihr seid es nicht.
Klar kann ein Dom auch mal Rollenspiele spielen, wenn ihm danach ist. Aber er ist dann bestimmt kein "Dom".... sondern vielleicht der Arzt, wie euer Papa es schon war. ;-)

Werte "Doms", wenn ihr der schon nicht die Tiefe begreift, die hinter den vier Buchstaben B-D-S-M stehen, dann nennt es auch nicht so. Nennt es S-F-M-G (Schöner Ficken Mit Genuß). Denn nichts anderes ist es dann. 

Herzlichst,

Onkel Wabi

 





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