Gibt es noch BDSM? Und wenn ja, wieviel?

Der Titel ist, zugegeben, provokant.

Wer mich kennt, weiß, dass ich ganz gerne mal provoziere.
Provoziere, um zum Nachdenken anzuregen. Sich selbst zu reflektieren und in anderen Bahnen auch mal zu denken. Ergebnisoffen. Es muss mir nicht gefallen, was dabei rauskommt, Hauptsache man hat mal versucht etwas aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.

Die Überschrift dient nun dazu, mich zu provozieren. Mich und meine Gedanken, sowie meine Einstellung zu hinterfragen. Ergebnisoffen. Vielleicht gefällt mir was dabei heraus kommt, vielleicht auch nicht. Ich werde es am Ende sehen.

Gibt es noch BDSM?
Ohne Zweifel, es gibt ihn. Mehr als je zuvor und in mehr Variationen und Facetten als je zuvor.
Es wird bunter. Immer mehr dringt zum BDSM vor. Varianten und Facetten, die kinky sind und das BDSM mehr aus- und auffüllen.
Die es umfangreicher werden lassen und mehr Gelegenheiten bieten, sich im BDSM wiederzufinden und zwischen allen Möglichkeiten zu variieren.

Es wird schneller. Höher. Weiter.
Macht mir die eine "Version" keinen Spaß, gibt es mir keinen "Kick" mehr, dann wechsel ich einfach zu einer anderen "Version" und hole mir da meinen Nervenkitzel. Meinen "Kick". Meinen Spaß.

Es macht es alles soviel einfacher und austauschbarer. Heute schwingt man die Peitsche, und morgen lässt man sich auf Knien dominieren. Wie man gerade Lust hat.

Ein Jahrmarkt der Eitelkeiten, Verzeihung, der "Kicks" und "Kinkys".

Ich erinnere mich an meine Jugend. Wie wir auf den Rummel (bei mir hieß er Freimarkt) gingen und ich ein Karussell nach dem anderen ausprobierte.
Zuerst war es die Schiffsschaukel. Sie gab mir einen Kick. Einen Rausch.
Dann kam später die Krake dazu. Man war das toll. Dieser Kick aus Geschwindigkeit und wie es einem Freude bereitete.
Dann später der Ranger. Die Schiffsschaukel, die über Kopf ging und für einen noch größeren (oder war es nur ein anderer) Rausch bzw. Kick sorgte.
Dann in den Freizeitparks die Looping Achterbahnen. Dreifach Looping, vierfach Looping. Alles musste immer mehr gesteigert werden.

So sehe ich es auch heute beim BDSM. Wenn man etwas macht, nutzt es sich scheinbar für viele ab mit der Zeit. Es wird der neue Kick gesucht. Der neue Nervenkitzel, der einen befriedigt. Der wieder und wieder aufs Neue und anders für eine Befriedung sorgt. So lese ich es zumindest momentan immer mehr in diversen Foren: "Wir haben jetzt das und das probiert, es war toll, aber wird langsam langweilig. Kennt jemand noch andere Möglichkeiten?"

Ja, die gibt es. Und zwar unsagbar viel. Jede Menge Facetten und Möglichkeiten. Und wenn man dann alles durch hat, dann wechselt man auf etwas anderes. Aber ist das überhaupt noch möglich, da das BDSM doch fast alles enthält?

Das alles bringt mich ins Grübeln. Bin ich... sind wir.... also jiyu und meine Wenigkeit noch BDSMer?
Wir hatten gestern Abend und heute früh noch ein schönes Gespräch darüber. Und wir mussten diese Frage verneinen. 

Nein, wir sind keine BDSMer mehr. Es ist nicht mehr unsere Welt. Dieses "höher, schneller, weiter". Dieses sich den nächsten Kick holen. Wir haben unsere Lebensweise. Und die ist nicht BDSM. 
Sie ist das gute, alte und "langweilige" S/M. Es beinhaltet viel. Und jeder kann sich darin finden, der nicht einfach den nächsten Kick sucht und für den es sich nicht nur um Sex dreht. Mit klaren Regeln und ganz viel Humor.

Gefällt mir die Antwort? Jain.

Nein, sie gefällt mir nicht. Ganz einfach weil ich gerne BDSMer war. Weil mir diese Szene mal viel bedeutet hat und die Menschen in selbiger.

Ja, sie gefällt mir. Weil ich jetzt weiß, was mich in letzter Zeit immer wieder gestört hat. Also, zurück zu den Wurzeln. Streichen wir das BD und sind einfach wieder S/M. Ganz "normal" und nicht "kinky". Einfach nur Dom und sub mit all den Facetten, die keinen Namen und Buchstaben brauchen und bei der es sich nicht darum dreht, den nächsten Kick zu bekommen.

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